Projektabschluss: Kartierung der Xylobiontenfauna in Totholzbeständen im Nationalpark Gesäuse

Ziele des Forschungsprojekts sind die Erhebung der Holz besiedelnden Käfer- und Wanzenarten im Nationalpark Gesäuse, die Darstellung der Artendiversität in Abhängigkeit von u. a. Waldtyp, Höhenlage, Exposition und Totholzreichtum, die Identifikation besonders wertvoller Waldlebensräume und ggf. die Formulierung von Maßnahmen zur Erhöhung der Biodiversität im Wald.

Käfer wurden im Juni/Juli 2016 an 30 Standorten mit Hilfe von Anflugfallen und mittels Handfang gesammelt. Rindenwanzen wurden im Jahr 2017 an 42 Standorten zeitstandardisiert erfasst. Zudem wurden auch die Wanzen der Anflugfallen ausgewertet, weshalb Wanzendaten für 53 Standorte vorliegen. In die Datenauswertungen flossen Daten aus der flächigen FFH-Lebensraumtypenkarte des Nationalparks und aus der Waldinventur des Nationalparks ein.

Insgesamt wurden 1.553 Käferindividuen gesammelt, die 231 Arten aus 52 Familien zuzuordnen sind. 179 Arten sind xylobiont. Darunter befinden sich 65 Frischholz- und 62 Altholzbesiedler, 28 an baumpilzenlebende Käferarten, 2 Mulmhöhlenbesiedler und eine Art mit Sonderbiologie. Die Artengarnitur inkludiert mehrere faunistisch und naturschutzbiologisch bemerkenswerte Arten: u. a. Symbiotes armatus (1. Nachweis Stmk), Zilora obscura, Cacotemnus thomsoni (beide 2. Nachweise Stmk), Microrhagus lepidus (3. Nachweis Stmk), Wanachia trigutata, Peltis grossa und Ostoma ferruginea. Herausragend ist auch der erst zweite steirische Fund der sehr seltenen Urwaldreliktart Lacon lepidopterus.

Die Artenzahlen pro Standort variieren stark. Im Mittel wruden 15-30 Arten pro Standort gefunden, der Höchstwert wird mit 39 Arten am Standort Scheichkogel erreicht. Die artenreichsten Standorte liegen einerseits an südseitigen, laubholzdominierten Standorten nördlich der Enns und andererseits im Osten des Nationalparks an höher gelegenen Waldflächen. Besonders artenreiche Waldtypen sind Fichten-Tannen- Buchenwälder, relativ artenarm waren die untersuchten Schneeheide-Kiefernwälder und die subalpinen Fichtenwälder. Die Bewertung der Käfer-Lebensgemeinschaften ergab für vier Standorte die höchste Wertstufe: Schagermauer, Gstatterstein, E Wirtsalm und E Sulzkarsee.

Der naturschutzfachliche Wert steigt mit dem Gesamttotholzvolumen und dem Volumen an stehendem Totholz.

Für den nationalen Erhalt einer Reihe extrem seltener xylobionter Tierarten (z.B. Lacon lepidopterus) hat der Nationalpark vermutlich eine besondere Verantwortung. An 40 der 53 untersuchten Standorte wurden Rindenwanzen nachgewiesen. In Summe treten acht Arten auf. Mehrere Arten treten im Nationalpark erst ab einem bestimmten Stadium der Waldentwicklung und den damit verfügbaren Totholzqualitäten auf.
Entscheidend ist das Vorhandensein von Totholz in stärkerer Dimension und in den fortgeschrittenen Zerfallsphasen.

Als „Beifang“ gelang auch der steirische Erstnachweis der in Mitteleuropa extrem seltenen Urwaldreliktart Cixidia lapponica (Nordische Rindenzikade).
Für vier xylobionte, landschaftsökologisch wertbestimmende Käferarten wurden Vorkommenswahrscheinlichkeiten im Nationalpark flächig modelliert: Hylecoetus dermestoides (Lymexylonidae; Frischholzbesiedler), Melanotus castanipes (Elateridae; Altholzbesiedler), Litargus connexus (Mycetophagidae; Baumpilzbesiedler) und Dolotarsus lividus (Melandryidae; Urwaldreliktart). Die Aufsummierung der Vorkommenswahrscheinlichkeiten dieser Vertreter typischer xylobionten-Gilden (Käfer, Wanzen) gibt Hinweise zu den für die Waldbiodiversität wertvollsten Wald-Lebensräumen im Nationalpark.

Die Studie zeigt, dass wertgebende Käfer- und Rindenwanzenarten im Nationalpark erst ab einem bestimmten Stadium der Waldentwicklung auftreten. Entscheidend ist das Vorhandensein von Totholz in stärkerer Dimension (>30 cm Durchmesser). Hohe Abundanzen wurden von uns auf Standorten festgestellt, die einen Totholzvorrat von mehr als 70 m³/ha aufwiesen – das ist rund das Dreifache des durchschnittlichen Totholzvorrats im österreichischen Wald.

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Verpilztes Totholz – Kleinhabitat unzähliger Waldorganismen. Foto. T. Frieß.
Verpilztes Totholz – Kleinhabitat unzähliger Waldorganismen. Foto. T. Frieß.
Die Breithals-Rindenwanze, Aradus brevicollis, ist eine extrem seltene boreomontane Art und saugt an Totholzpilzen. Aus Österreich sind nur 3 Fundorte bekannt. Gelingen Nachweise im Gesäuse? Foto: E. Wachmann
Die Breithals-Rindenwanze, Aradus brevicollis, ist eine extrem seltene boreomontane Art und saugt an Totholzpilzen. Aus Österreich sind nur 3 Fundorte bekannt. Gelingen Nachweise im Gesäuse? Foto: E. Wachmann

 
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