Revision und Digitalisierung der bedeutenden Weberknechtsammlung Ausobsky

Weberknechte oder Kanker (Opiliones) sind eine der 6 heimischen Spinnentierordnungen. Sie besiedeln nahezu alle Landlebensräume. Die Vielfalt an Biotopen reicht dabei vom Siedlungsraum und von Wiesenbiotopen über Verlandungszonen, von Gewässern und Wäldern bis hin zur gletscher- und felsgeprägten Nivalstufe. Beeindruckend ist die hohe Diversität an unterschiedlichen Erscheinungsformen, die sich in einer Vielfalt an Lebensweisen widerspiegelt.

 

Karteikarten und Alkoholröhrchen


 

Tausende Karteikarten, in Gelb, Grün und Weiß gehalten, sind der trockene Teil der für den Nationalpark Hohe Tauern einzigartigen Spinnentiersammlung des Salzburger Arachnologen Albert Ausobsky. Mit einem seinesgleichen suchenden Eifer und Aufwand hat dieser Naturforscher und Naturfilmer jahrelang die Hohen Tauern durchstreift. Bei diesen schwierig zu bestimmenden Arachniden ist das Sammeln und Konservieren derselben generell unumgänglich; so hat Ausobsky unzählige Weberknechte, kurz- und langbeinige, graue und bunte, im Tal und am Berg, mittels gezielter Handfänge oder mit Hilfe des Bodensiebes zusammengetragen. Die Tiere wurden in 70%-igem Ethanol konserviert und mit Fundortetiketten versehen: mehrere Kisten gefüllt mit Einkochgläsern, welche alkoholgefüllt jeweils Dutzende Glasröhrchen mit den Weberknechtserien tragen, sind der nasse Teil dieser Kollektion. Das Besondere an der Vorgangsweise Ausobskys war die Akribie, mit der er Informationen wie Fundort, geographische Koordinaten, Seehöhe, Datum und die Fundumstände wie Lebensraumtyp und Sammelmethode notiert hat. Diese für die damalige Zeit höchst ungewöhnliche Detailliertheit macht diese Sammlung höchst wertvoll und einzigartig. So wurde im Zeitraum 1964 bis 1974 eine wissenschaftliche Sammlung aufgebaut, die Tausende von präzisen Datensätzen beinhaltet.

Die Datenbank

Die Digitalisierung dieser so bedeutenden historischen Information zur Weberknechtfauna des Gebiets erfolgte durch die Biologinnen Tanja Rogatsch, Julia Schwab und Sandra Preiml und ist eines der aufwändigen Arbeitspakete dieses Projekts. Unterstützt werden sie hierbei durch die GIS-Experten Philipp Zimmermann und Harry Komposch. Parallel dazu nimmt der Weberknechtspezialist Christian Komposch eine umfassende Revision des Sammlungsmaterials vor, welche primär durch taxonomische Änderungen im Zuge von Revisionen und Neubeschreibungen notwendig geworden ist. Aktuell befinden wir uns mitten auf diesem Weg zum Ziel, all diese Daten mit einem korrekten Namen und GIS-tauglichen Fundangaben in der Biodiversitätsdatenbank des Hauses der Natur gespeichert zu haben.

 

Die Datennutzung

Die Sicherung und Dokumentation dieses Datenpools ist bereits ein lohnendes Ziel, das diesen hohen Aufwand mit „alten Dingen“ mehr als rechtfertigt. Doch damit nicht genug! Allein die Kenntnis der Weberknechtfauna von „damals“ ermöglicht es uns, die Gegenwart zu verstehen, ist doch die aktuelle Fauna das Resultat der Klima- und Nutzungsgeschichte des jeweiligen Standortes mit seinen jetzigen Umweltfaktoren. Die Sammlung Ausobsky ist eines der wenigen verfügbaren Fenster, durch die wir in die zoologische Vergangenheit des Gebiets blicken können. Diese Datensätze können die Basis eines Langzeitmonitorings in diesem Schutzgebiet sein. Es sind jene beinahe 50 Jahre alten Daten, welche uns helfen, Naturschutzmaßnahmen heute zu planen und morgen umzusetzen! Damit ist die Weberknechtsammlung Ausobsky ein wertvoller Mosaikstein im modernen Naturschutzmanagement des Nationalparks Hohe Tauern.

Fallbeispiel Endemiten

Endemiten sind durch ihre weltweite Einzigartigkeit die aus naturschutzfachlicher Sicht wertvollsten Arten eines Landschaftsteils. Die Endemiten Österreichs sind der einzige exklusive Beitrag unseres Staates zur globalen Biodiversität. Dennoch fanden diese „Perlen der Biodiversität“ in der Vergangenheit kaum Beachtung. Wäre nicht die Sammlung Ausobsky, unser Wissen zum Auftreten der endemischen Weberknechte in den Hohen Tauern und in Österreich wäre deutlich ärmer. Albert Ausobsky hat durch seine Sammeltätigkeit 407 Datensätze zu 7 in Österreich endemischen und subendemischen Weberknechtarten zusammengetragen. Dies entspricht genau einem Drittel aller bundesweit zu den Endemiten dieser Spinnentiergruppe verfügbaren Datensätze! Diese 407 Datensätze Ausobskys verteilen sich auf die Bundesländer Salzburg (394 Datensätze), Steiermark (6), Kärnten (5) und Osttirol (2). Der überwiegende Anteil aller aus Salzburg vorliegenden Datensätze zu endemischen Weberknechten stammt aus dieser Sammlung. Damit hat diese historische Sammlung von Opiliones entscheidend zu dem Wissen beigetragen, dass die Hohen Tauern und auch der hier beheimatete Nationalpark eines der großen Endemiten-Hotspots Österreichs ist!

 

 


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